Zum Weltverband hätte es allerdings auch gepasst, wenn der als Favorit ins Rennen gegangene Scheich Salman gewonnen hätte. Der Mann aus Bahrain wird mit der brutalen Niederschlagung der Demokratiebewegung in seinem Heimatland in Verbindung gebracht. Nach diesem Fifa-Kongress sollte sich der Deutsche Fußball-Bund ernsthaft überlegen, ob er weiterhin zu diesem Verein gehören will. Die Antwort kann aber nicht mehr eindeutig Nein lauten.

Der DFB hat im Zuge der Enthüllungen um die WM-Vergabe 2006 seinen Anspruch verspielt, eine moralische Fußball-Instanz zu sein. Ebenso wenig glaubhaft hätte ein von Deutschland initiierter Selbstreinigungsprozess gewirkt. Nach dem Rücktritt des Präsidenten Wolfgang Niersbach präsentiert sich der DFB als Interimsverband in der Selbstfindungsphase, der so gar nichts Vorbildliches mehr hat. Stuttgarter Zeitung

Fifa bleibt das Problem

Verbände wie Funktionäre haben freilich wenig Interesse, gewohnte Pfründe aufzugeben. Die Fifa beschreitet folglich den Weg aus der tiefen Krise mit ein paar neuen Gesetzen im Haus des Weltfußballs, das einer Kernsanierung bedurft hätte. Die Reformen mögen ein erster Schritt sein - von einem echten Neuanfang ist die Fifa mit Infantino aber weit entfernt. Das war die schlechte, aber angesichts der übrigen vier Kandidaten erwartbare Nachricht aus Zürich. Gerhard Wolff Badische Neueste Nachrichten

Die gute Nachricht für Kritiker der Fifa lautet: Der arg gezauste Fußball-Weltverband zerlegt sich auf Sicht vielleicht sogar selbst, er kollabiert wegen innerer Konflikte. Die Fliehkräfte im Ball-Imperium sind unübersehbar. In Zürich formierte sich ein Zusammenschluss der großen Profiligen auf dem Globus, die europäischen Großklubs bündeln ihre Interessen längst in einer eigenen Vereinigung. Diese Interessen decken sich in aller Regel nicht mit jenen der Amateure oder anderer Kontinentalverbände. Eine Weltmeisterschaft mit 40 oder mehr Mannschaften mag ja aus Sicht der „Kleinen“ wünschenswert sein. Den „Großen“ ist die Vorstellung ein Graus.

Man kann Sepp Blatter vieles nachsagen, aber er war ein Meister darin, die divergierenden Interessen auszutarieren. Nun kommt mit Gianni Infantino ein Mann ins Amt, der in den Augen vieler Afrikaner oder Asiaten ein purer Statthalter der reichen und arroganten Europäer ist. Wenigstens hält der smarte Schweizer ein Reformpaket in Händen, das diesen Namen auch verdient. Mehr Transparenz, mehr Integrität, schön und gut. Aber mit Verlaub: Der eigentliche Impuls zur Läuterung war die trübe Aussicht, in einer amerikanischen Gefängniszelle zu landen. Die schlechte Nachricht für die Kritiker der Fifa lautet: Es geht nicht ohne eine ordnende Hand im Weltfußball. Irgendwer muss die Regeln und den sportlichen Rahmen definieren. Es bleibt ein Dilemma. Heinz Gläser Mittelbayerische Zeitung

Der Fußball-Weltverband Fifa hat gestern einen neuen Präsidenten gewählt. Der Schweizer Gianni Infantino folgt auf den Schweizer Sepp Blatter. Vorher hat der Verband ein Paket an Reformen verabschiedet. Seine Probleme aber bleiben die alten. Die Korruption im Verband, nachgewiesen durch Gerichtsverfahren, Sperren und Strafen gegen eine regelrechte Armada hochrangiger Funktionäre und Ex-Funktionäre, wird nicht durch den Austausch von ein paar Mandatsträgern beendet. Sie kann erst beendet werden, wenn die Funktionäre ein anderes Denken lernen. Der zum Glück gesperrte Blatter hat ein System geschaffen, in dem sich führende Funktionäre bedienen können und das durch kleine Wohltaten gegenüber den kleinen Verbänden am Leben bleibt. Die US-Justiz ist gerade dabei, dieses System offenzulegen. Es ist sicher, dass weitere Spitzenmanager im internationalen Fußball wegen ihrer Verstrickungen auffliegen werden. Manager, die sich gestern für die Reformen im Weltverband gegenseitig auf die Schultern geschlagen haben. Lupenreine Reformer eben. Robert Peters Rheinische Post

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